“Champions keep playing until they get it right.” – Billie Jean King

Am 11. Juni 2013 ging der 46-jährige Bad Ischler Gerhard Gulewicz zum bereits 8. Mal an den Start des härtesten und längsten Radrennens der Welt – dem Race Across America. 4.800 Kilometer und mehr als 50.000 Höhenmeter gilt es bei diesem Rennen zu bewältigen. Nach 10 Monaten intensiver Vorbereitung, in Zusammenarbeit mit seinem 10-köpfigen Team und mit 3 Begleitfahrzeugen wollte er sein großes Ziel, dieses Rennen zu gewinnen, endlich erreichen.
Am Dienstag, dem 11. Juni, um 12 Uhr Ortszeit in Oceanside (Kalifornien) erfolgte dann schließlich der Startschuss des Rennens mit LIVE Tracking von Runtastic. Gerhard ging unmittelbar vor dem Favoriten Christoph Strasser (AUT) und kurz vor den weiteren Favoriten Dani Wyss (CH) und Reto Schoch (CH) ins Rennen. Die ersten 300 Kilometer führten von der Küste in Oceanside direkt in die Wüste, die ohnehin eine der größten Herausforderungen dieses Rennens darstellt. Immerhin sind die Fahrer in der Sonora-Wüste einer Hitze von bis zu 50 Grad ausgesetzt.
Gulewicz: „Die ersten paar Kilometer in dieser trockenen Hitze waren schon extrem – aber je länger ich unterwegs war, umso mehr habe ich die Fahrt genossen, da ich wirklich gut vorbereitet in die USA gekommen bin.“
Nach anfänglichen Zweikämpfen mit anderen Fahrern wie dem Salzburger Gerald Bauer entwickelte sich Gerhard’s Rennen schließlich mit den Schweizer Dani Wyss zu einem stetigen Kopf-an-Kopf-Rennen um den 3. Platz im Feld. Gegenseitiges Überholen während der kurzen Schlafpausen stand dabei im Mittelpunkt. Bevor es durch einen der schönsten Streckenabschnitte des Race Across America ging, Monument Valley, gab es für Gerhard Gulewicz dann schließlich die erste große Schlafpause von ca. 70 Minuten.
Doch dieses Jahr kam es bereits zu Beginn des Rennens zu einer großen Herausforderung für Gerhard und sein Team. Nicht zuletzt aufgrund der extremen Hitze in der Sonora-Wüste hatte sich Gerhard leider eine sehr anstrengende Bronchitis eingefangen, welche es fortan immer schwerer machten, sich ausreichend zu erholen. Durch Husten geplagt wurde Gerhard immer wieder aus den so wichtigen Schlafpausen gerissen. Trotz daraus resultierender enormer Beeinträchtigungen vor allem während seiner wichtigen kurzen Schlafpausen, lieferte Gerhard wie erwartet ein sehr starkes Rennen und legte in der darauf folgenden Nacht einen Wahnsinns-Run mit Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h hin.
Gerhard konnte sich für seine nächste Etappe den Umständen entsprechend regenerieren, mußte jedoch sein Renntempo an seine gesundheitlichen Problem anpassen. Später galt es als 4.-Platzierter die Rocky Mountains zu erklimmen. Dabei ist einer der nächsten wichtigen Punkte des Rennens der Wolf Creek Pass, wo der Oberösterreicher einen Aufstieg auf 3.300 Meter zu bewältigen hatte. Trotz der Beschwerden konnte Gerhard diesen harten Anstieg heuer um 20 Minuten schneller bewältigen, wie noch in den vergangenen Jahren.
Aufgrund plötzlich aufgezogener Gewitter verbunden mit starken Regenschauern trat der Mississippi River über die Ufer und zwang die Organisatoren, wie schon mehrmals in den letzten Jahren, mit massiven Überschwemmungen zu einer Routenänderung. Gulewicz wurde schlafend bzw. aufgrund der Bronchitis so gut schlafend wie möglich in einem Wohnmobil um die vom Hochwasser gesperrten Streckenteile gebracht, um die restlichen 900 Meilen bestreiten zu können. Doch trotz der Unwetter ging der Kampf um Platz 3 mit dem Schweizer Daniel Wyss mit einem Abstand von 150 Minuten weiter.
550 Meilen vor dem Ziel des Race Across America 2013 kam es jedoch dann für den 46-jährigen Bad Ischler zum unerwarteten vorzeitigen Ende des Rennens.
Nach längeren Diskussionen beschlossen der Teamchef und sein medizinischer Betreuer, dass die Sicherheit von Gerhard Gulewicz nicht mehr vollständig gewährleistet sei. Einer der Gründe war die Bronchitis, die ihm besonders in den Schlafpausen schwer zu schaffen machte und für das immer größer werdende Schlafdefizit verantwortlich war. Zudem trat im weiteren Verlauf des Rennens noch ein sog. „Sherman Neck“ auf. Dabei handelt es sich um ein häufig bei diesem Rennen auftretendes Symptom, welches zum fast vollständigen Ausfall der Nackenmuskulatur führt und die Fahrer hindert, den Kopf weiter aufrecht zu halten.
4.830 Kilometer, 58.000 Höhenmeter (GPS), 15.000 Kalorien/Tag, 20–25 Liter Flüssigkeit/Tag, 8 Stunden Schlaf in 8–9 Tagen und Hitze bis zu 50 °C! Zahlen und Fakten, die unmöglich zu bewältigen zu sein scheinen, und doch hatte Gerhard Gulewicz diesen harten Ansprüchen bereits 7 Mal zuvor getrotzt.
Aus Sicherheitsgründen jedoch waren Gerhard und sein Team dieses Jahr gezwungen, sein Rennen dieses Jahr vorzeitig abzubrechen. Trotz seines Abbruchs kann man sagen, dass er seinem Leitspruch “If you dream it, you can do it!” auch heuer wieder treu geblieben ist.
Gerhard ist mittlerweile wieder in seiner Heimat gelandet und erholt sich derzeit von den Strapazen des Rennens. Dass das Glück diesmal nicht auf seiner Seite war, hat er akzeptiert und er bastelt bereits wieder eifrig an neuen Plänen, sein großes Ziel, dieses Rennen zu gewinnen, doch noch zu erreichen. Es ist wirklich sehr inspirierend, dieses enorme Durchhaltevermögen und diese schier endlose Zielstrebigkeit zu sehen. Schon jetzt hat Gerhard mitgeteilt, dass für ihn nach dem RAAM vor dem RAAM bedeute und er bereits jetzt fixiert hat, es auch kommendes Jahr noch einmal versuchen zu wollen.
Wir wünschen Gerhard eine baldige Besserung und eine rasche Regeneration nach diesem kräfteraubenden RAAM 2013. Gerhard, wir danken dir für ein großes Rennen und ein tolles und spannendes Projekt!
Keep living the dream, GULE!
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