Flexible Dieting: So lernte ich, Ernährung und Fitness in Einklang zu bringen

von Nina Silic
Diäten! Heutzutage werden wir in der Werbung und den sozialen Netzen von klein auf mit Bildern dürrer Models oder extrem trainierter Fitnessmodels bombardiert. Der Druck, dünn und fit zu sein, ist spürbar. Deshalb stürzen wir uns auf die neuesten Modediäten und angeblichen Wundermittel. Auch ich bin da keine Ausnahme, aber ich habe es geschafft, mich nicht mehr von diesen Bildern unter Druck setzen zu lassen. Heute möchte ich euch meine Geschichte erzählen.
Wie alles begann…
Eigentlich war ich professionelle Tänzerin. Um bei Castings aufzufallen, muss man nicht nur talentiert sein, sondern auch gut aussehen. Daher schlitterte ich von einem Ernährungs- oder Fitnessextrem ins nächste, um so dünn und zierlich wie möglich zu sein und mehr Jobs zu ergattern. Nach einigen Jahren und unzähligen Diäten, inklusive Jojo-Effekt, interessierte ich mich immer weniger fürs Tanzen, aber umso mehr für Fitness. Ich beschloss, mich damit abzufinden, und nach einem Jahr Training im Fitnessstudio nahm ich erstmals an einem Fitnesswettbewerb teil. Nach meinem ersten Sieg machte ich immer weiter, bis ich im März 2011 die IFBB Pro Card des Internationalen Verbands für Bodybuilding und Fitness erhielt. Damals war ich extrem fit, trainierte hart und ernährte mich „clean“. Ich war das Abbild einer gesunden Frau – dachte ich.
Wenn ich jetzt, mit meinem heutigen Wissen, daran zurückdenke, ist mir klar, dass ein so extremer Lebensstil seine Schwachstellen hat. Je bekannter ich in der Fitnesswelt wurde, desto größer war der Druck, immer gut auszusehen. Ich hielt mich an einen wahnsinnig strengen Ernährungsplan. So entwickelte ich nach und nach eine negative Beziehung zum Essen. Bestimmte Nahrungsmittel schienen mir „schlecht“ oder nicht „clean“ genug zu sein. Selbst an Tagen, an denen das Schummeln erlaubt war, fühlte ich mich danach unglaublich schuldig.
Am Tag danach stand extra Ausdauertraining auf dem Programm, um den Verzehr bestimmter Dinge vom Vortag „wiedergutzumachen“. Ich weiß, dass wir alle schon mal nach einem Party-Wochenende oder einem großen Abendessen am nächsten Tag schuldbewusst ins Fitnessstudio geschlichen sind. Aber in meinem Fall geriet alles außer Kontrolle, als ich mich auf einen weiteren Fitnesswettbewerb vorbeitetete, Vollzeit arbeitete und täglich 2 Stunden Cardiotraining sowie eine Krafttrainingseinheit pro Tag unterbringen musste. Mit nur einem Ruhetag pro Woche. Von außen sah ich vielleicht gut aus, aber auf längere Sicht konnte das nur schiefgehen.
Weckruf!
Nachdem ich eine sehr wichtige Show gewonnen und den „Pro“-Titel im Bereich Fitness erhalten hatte, holte mich die Realität ein. Seit 2-3 Jahren schon hatte ich Schmerzen in der Hüfte gehabt und es stellte sich heraus, dass ich eine Sehnenscheiden- und eine Schleimbeutelentzündung in ein und demselben Gelenk hatte! Ein paar Untersuchungen später gesellten sich polyzystisches Ovariensyndrom, Nebenniereninsuffizienz und eine Schilddrüsenunterfunktion dazu. Meine Gesundheit und mein Wohlbefinden fielen meinem Lebensstil zum Opfer. Nach einer verletzungsbedingten Pause musste ich also alternative Trainings- und Ernährungsmodelle finden. Ich liebe Fitness und ich liebe Wettbewerbe – nichts würde mich davon abhalten, damit weiterzumachen. ABER (und das ist ein großes Aber) ich musst einen Weg finden, der gesund und vertretbar war. Ich erzähle das alles hier, weil ich weiß, dass viele Menschen in diese Zwickmühle geraten.
Flexible Dieting
Seit ich auf Flexible Dieting gestoßen bin, hat sich mein Leben eindeutig verbessert. Jeder – auch Sportler, die fit, gesund und ausgeglichen leben wollen – kann von dieser Methode profitieren. Aber was bedeutet Flexible Dieting eigentlich? Wie schon der Name sagt, handelt es sich dabei um eine flexible Ernährungsweise… die ich dir näher erklären möchte. Bei Flexible Dieting trackst du deine tägliche Nahrungsaufnahme (auf dem PC oder mit einer Smartphone- bzw. Tablet-App) und versuchst, dein Tagesziel zu erreichen. So einfach ist das. Du kannst dazu entweder deine gesamte Kalorienaufnahme hernehmen oder eigene Kategorien für Protein, Kohlenhydrate und Fett erstellen. Ich liebe diesen Ansatz! Einerseits, weil damit nichts komplett verboten ist, wenn es in deinen Gesamttagesplan passt. So lässt sich leicht eine Balance finden. Wenn du dein Essen trackst, wird dir außerdem schnell bewusst, was du eigentlich jeden Tag zu dir nimmst. So triffst du im Endeffekt vernünftigere Entscheidungen und das Schuldgefühl, wenn man mal über die Stränge geschlagen hat, verschwindet. Wenn du Lust auf einen Cupcake hast – dann isst du ihn einfach. Aber statt zwei oder drei Cupcakes isst du eben nur einen, weil dieser eine gut in deinen Tagesplan passt.
Mein absolutes Lieblingsfrühstück sind Kürbis-Pancakes mit Ahornsirup und Bio-Eiscreme. Das esse ich fast täglich. Du siehst, es IST möglich, sich ausgewogen zu ernähren und trotzdem nicht auf seine Lieblingsspeisen verzichten zu müssen oder von Schuldgefühlen gequält zu werden. Und gleichzeitig seine Gesundheits- und Fitnessziele zu erreichen. Probier’s einfach aus und denk daran: Man muss sich an alles erst mal gewöhnen – bist du dann aber so weit, verändert sich dein Leben!
Bonus-Workout:
Wenn du Fett verbrennen möchtest, ohne Stunden im Studio zu verbringen, sind Intervalle deine besten Trainingsfreunde. HIIT (hoch-intensives Intervalltraining) ermöglicht es deinem Körper noch lange nach dem Workout Fett zu verbrennen.
So geht’s: Such dir ein Cardio-Gerät deiner Wahl aus (Ellipsentrainer, Laufband, Spinning-Bike, Crosstrainer,…)
Aufwärmen: 5 min
Intervall 1: 20 sek Sprinten (so schnell du kannst – leg dich richtig ins Zeug!)
Pause: 1 min 40 sek (beweg dich langsam weiter, aber bleib nicht komplett stehen)
Wiederhole das Ganze 5-7 Mal.
Cool-Down: 5 min
Ein perfektes Workout, wenn du danach kein Krafttraining mehr geplant hast. Ich hänge meist noch eine Runde Bauchmuskeltraining an.
Über Nina:
Nina Silic hat über 20 Jahre Tanzerfahrung und ihre große Leidenschaft ist Gesundheit & Fitness. Die IFBB-Bikini-Pro-Athletin arbeitet als Geschäftsführerin bei Muscle Worx Australia, einem führenden Sportnahrungsvertreiber in Australien. Sie liebt es, anderen dabei zu helfen ihre Gesundheits- und Fitnessziele zu erreichen, und probiert in ihrer Freizeit gerne neue Rezepte aus.
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