Interview: Laufexperte Weidlinger über Low Carb, Carboloading & Co

Spaghetti mit Tomaten.

Günther Weidlinger ist Olympiateilnehmer und österreichischer Rekordhalter. Der Laufexperte stand uns im Interview Rede und Antwort und hat uns verraten, wie er selbst mit Kohlenhydraten umgeht und worauf man beim Training für ein Laufevent achten sollte. Ist es sinnvoll, auf Kohlenhydrate zu verzichten? Finde heraus, was der Experte davon hält.

Die Kohlenhydrate zu reduzieren liegt voll im Trend. Günther, würdest du dies für jemanden empfehlen, der für einen Marathon trainiert?
Kohlenhydrate während des Ausdauersports zu reduzieren, ist meiner Meinung nach keine gute Idee. Wer viel Sport treibt, braucht auch viel Energie.”

Pfanne mit Gemüse und Kartoffeln.

Und wie stehst du zur Kohlenhydratreduzierung, wenn jemand Gewicht abnehmen möchte?
„Low bzw. No Carb als Hilfe zum Abnehmen halte ich nicht für die beste Alternative. Will ich abnehmen, muss ich schauen, dass mein Energiehaushalt negativ ist. Das heißt, dass ich mehr Energie verbrauche als zu mir nehme. Und noch ein kleiner Tipp dazu: Wer durch gezieltes Training Fettreserven in Muskelmasse umwandeln möchte, sollte sich keine Sorgen machen, wenn das ,Gewichtverlieren’ eine Weile dauert, denn auch Muskelmasse wiegt schwer.”

Eine junger Mann der auf einer Couch liegt und schläft.

Schlaf ist für die Leistung und Regeneration sehr wichtig. Kann man denn auch im Schlaf abnehmen?
„Muskelmasse hilft dabei, im Schlaf abzunehmen. Denn Muskeln müssen ständig mit Energie versorgt werden. So steigt der Grundumsatz und man nimmt ab, obwohl man sich gar nicht bewegt!”

Trainiert man für ein Laufevent, hört man überall vom Auffüllen der Glykogenspeicher. Was ist dran am Carboloading?
„Die Wichtigkeit eines gut gefüllten Glykogenspeichers vor einer langen Ausdauerbelastung ist unumstritten. Das Wort ,Carboloading’ wird aber schon fast inflationär verwendet. Klar ist, dass jeder Sportler seinem Körper Energie zuführen muss, um Leistung zu bringen. Ausdauersportler brauchen dazu neben Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen und Fett vor allem Kohlenhydrate.”

Drei junge, sportliche Frauen die laufen.

Wie hast du das mit dem Carboloading während deiner aktiven Zeiten gehandhabt?
„Ich war selber Profisportler und habe natürlich vom Thema Carboloading gehört. Ich betrachte dieses Thema durchaus kritisch. Viele kennen ja den Ablauf des richtigen Carboloadings gar nicht. Man muss sich vorstellen, man ist in unmittelbarer Vorbereitung auf einen Marathon (bei kürzeren Wettkämpfen macht Carboloading sowieso keinen Sinn) und schon etwas nervös. Der Körper verlangt durch das viele und harte Training schnelle Energie. Der Sportler belastet aber den eigenen Körper noch einmal und gibt ihm diese Energie nicht.”

Wie funktioniert optimales Carboloading?
„Beim richtigen Carboloading werden zuerst die Glykogenspeicher komplett entleert, d.h. man führt dem Körper gar keine Kohlenhydrate zu (kein Brot, keine Kartoffeln, keine Nudeln,…), trainiert aber trotzdem brav weiter. Diese Phase dauert 4-5 Tage. Um das durchzustehen, ist schon eine enorm gute Psyche gefordert. Anschließend folgen ebenfalls ca. 5 Tage, in denen die Nahrungsaufnahme fast zur Gänze auf Kohlenhydrate umgestellt wird. Dies soll nun die Speicher mehr als voll machen, um dem Körper für den anschließenden Wettkampf ein Überangebot von Energie bieten zu können.

Es kann ja jeder selber überlegen, ob man sich darauf einlässt – ich habe es nie gemacht und hatte mit meiner ausgewogenen Ernährung nie Probleme mit der Energiebereitstellung während eines Marathons oder langen Trainings.”

Über Günther:

Günther Weidlinger

Günther ist Dipl. Sportmanager, 4-facher Olympiateilnehmer und 8-facher österr. Rekordhalter von 1.500m bis zum Marathon.

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