Ist „intuitiv abnehmen” das neue Paläo?

„Ich höre zu essen auf, wenn ich mich satt fühle.”
„Ich vertraue meinem Körper, dass er mir sagt, wie viel ich essen soll.”
Wenn du diese beiden Aussagen mit „stimme stark zu” beantwortest, bist du auf einem guten Weg in Richtung Wunschgewicht, denn du vertraust auf dein intuitives Essverhalten. Die Skala Intiutiven Essens (IES), die 2006 an der Ohio State University veröffentlicht wurde, gibt einen Anhaltspunkt, wie weit man sich auf sein Bauchgefühl, also seine Intuition, in Zusammenhang mit Essen verlässt.
Die meisten von uns würden auf die beiden Aussagen mit „stimme nicht zu” antworten. Es fällt uns generell nicht leicht, aus dem Bauch heraus zu leben. Vor allem auf das physische Bauchgefühl – wann sind wir hungrig, wann satt – hören wir zu wenig. Essen, um zu Leben – nicht umgekehrt, oder? Würden wir mehr auf die Signale unseres Körpers als auf Ratschläge und Empfehlungen von Außen achten, gäbe es das Problem mit ungesundem Übergewicht nicht. Denn wenn wir intuitiv essen und somit wieder genießen lernen, nehmen wir unbewusst ab.
Leider sabotieren wir unseren Instinkt, auf unser natürliches Essverhalten zu vertrauen. Folgende Gewohnheiten hindern dich daran:
- Du teilst Nahrungsmittel und Speisen in gut und böse ein.
- Du isst, wenn du ängstlich, traurig oder deprimiert bist.
- Du verbietest dir Lebensmittel, die dir zwar gut schmecken, aber „böse” sind.
- Du isst nach strengen Essregeln oder Diäten wie Paläo, Low Carb und Co.
- Du hast ein schlechtes Gewissen und bist sauer auf dich, wenn du gesündigt hast.
Diese Verhaltensweisen frustrieren uns. Wir fühlen uns weder in unserer Haut noch mit unserem Essverhalten wohl. Einfach nur ein paar Kilo abnehmen, das ist das Ziel. So suchen wir erstmal nach Rat und Lösungen von anderen. Wir durchforsten im Internet Blogs zum Thema Abnehmen, kaufen uns Bücher oder gehen zu Beratern und Experten. Immer mit der Hoffnung, der andere müsse mir doch helfen können und wissen, was gut für mich ist. Das ist der Beginn vom Abnehmzirkus:
Sind wir selbst nicht die größten Experten, wenn es um unser Leben, unser Wohlbefinden und unseren Körper geht? Suchen wir bei anderen um Rat, damit wir einen Sündenbock für den Fall des Misslingens haben?
Ist guter Rat wirklich teuer?
Glauben wir Konfuzius, dann ist Rat von jenen, die nicht den gleichen Weg gehen wie du, nicht nur teuer, sondern schlichtweg nutzlos. Wenn wir bedenken, dass der persönliche Lebensweg jedes Menschen so individuell und einzigartig ist wie sein Fingerabruck, hat ein Ratschlag mehr mit Schlägen zu tun als mit Rat – im Sinne von „jemandem etwas aufs Auge drücken wollen“.
Eine Diät, die allen Frauen vor dem Sommer -10 kg in 3 Wochen verspricht, das Buch mit der Anleitung zum Abnehmen für tausende Leser oder eine Ernährungskur, die sämtlichen Hollywoodstars einen Traumbody beschert, kann bestenfalls Inspiration, aber niemals DIE optimale Ernährungsweise für dich persönlich sein.
Galileo Galilei sagte einmal: „Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken”. Selbst spüren und erfahren, wann der eigene Körper Energie in Form von Nahrung braucht, wie sich das Gefühl von Hunger und Sattsein anfühlt. Die Grundsätze des intuitiven Essens gehen genau in diese Richtung. Frau Dr. Tylka von der Ohio State University legte drei Kriterien für intuitives Essen fest…
So geht intuitiv essen:
- Ich darf essen, wann ich Hunger habe, und zwar alles, was ich möchte.
- Ich esse aus körperlichen Gründen (Hunger) und nicht aus emotionalen.
- Ich verlasse mich auf meine inneren Hunger- und Sättigungssignale, welche die Zeit und Menge meines Essens bestimmen.
Du bist dein bester Ratgeber
Beim ersten Grundsatz mögen viele denken „Niemals – wenn ich essen würde, was ich wollte, müsste ich mir wöchentlich neue Hosen kaufen”. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Denn, wenn es keine verbotenen und „bösen” Speisen und Lebensmittel mehr gibt, dann sind sie auch gar nicht mehr so interessant. Wir kennen es aus Kindheitstagen: Was nicht erlaubt war, war umso spannender. Im Buch „Intuitiv abnehmen – zurück zu natürlichem Essverhalten” wird zu diesem Thema eine Dame zitiert: „Ich fühle mich, als wäre ich aus dem Gefängnis entlassen worden. Ich bin frei und denke nicht mehr die ganze Zeit nur ans Essen.”
Wenn du deinen Körper – vor allem deine natürliche Intuition – besser wahrnimmst, deine alten Gewohnheiten loslässt und die drei Kriterien von Dr. Tylka ausprobierst, ernährst du dich automatisch ausgewogener. Du wirst auch merken, wie unterschiedlich sich dein Bauch anfühlt, nachdem du zum Beispiel fettiges Fast Food oder leichte, frisch gekochte Gerichte gegessen hast.
Für mich klingt das Konzept des intuitiven Essens nach einem erfolgreichen Abnehmrezept und nach mehr als einer trendigen Diät wie Paläo, Low Carb & Co. Potenzial für eine längerfristige ausgewogene Ernährungsweise ist vorhanden.
„Niemand kann dich besser beraten als du selbst.”
(Marcus Tullius Cicero)
Bist du noch auf Diät oder isst du schon intuitiv? Auf deine Gedanken und Erfahrungen bin ich sehr gespannt, hinterlasse einfach einen Kommentar.
Bis bald,
Vera
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