Laufmeditation – Bewegung und Bewusstsein vereinen

Manche suchen die Stille und meditieren, um zu sich zu finden. Für mich hat diese Methode leider nicht funktioniert. Im Sitzen bin ich nur noch unruhiger und verspüre viel mehr den Drang, mich auszupowern. Dann gehe ich lieber eine Runde joggen. Quasi eine Art Laufmeditation. Die Gehmeditation gibt es ja bereits – warum also nicht auch eine Laufmeditation?
Laufen entspannt mich, meine Gedanken sind danach klarer und ich fühle mich besser. Ich fing also an, regelmäßig BEWUSST zu laufen – ohne meine Pace zu kontrollieren, Musik zu hören oder zu grübeln.
Emotionen sind Gefühle, sie bewegen uns. Das Wort „emovere” stammt aus dem Lateinischen und heißt „herausbewegen”. Mir hilft achtsames Laufen dabei, mich aus manchen Emotionen oder auch Stresssituationen einfach herauszubewegen.
Vielleicht hast auch du Lust, eine kleine Laufmeditation auszuprobieren und deine nächste Joggingrunde ganz dir selbst zu widmen? Ich habe ein paar Tipps, damit es dir gleich beim ersten Mal gelingt.
Wie funktioniert eine Laufmeditation?
Im Grunde ist es ganz einfach: Du joggst locker los und versuchst, in einen gleichmäßigen Rhythmus zu kommen. Hast du deinen Takt gefunden, lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Füße. Wie fühlen sich die einzelnen Schritte an, wie ist der Untergrund beschaffen? Konzentriere dich dann auf deinen Atem. Zähle bis 3 und atme dabei durch die Nase ein. Dann zählst du bis 3 und atmest durch den Mund wieder aus (je nach Lauftempo kannst du auch nur bis 2, oder aber z. B. bis 4 oder 5 zählen). Sobald sich deine Atmung eingespielt hat und ablenkende Gedanken auftauchen, vertiefe dich nicht weiter in sie, sondern lass sie einfach weiterziehen. Fokussiere dich dabei wieder auf deinen Atem und deinen Laufrhythmus.
Ziel ist es, deine Gedanken mit jedem Schritt hinter dir zu lassen, deinen Körper und die rhythmische Bewegung zu spüren, bei dir und vollkommen präsent zu sein.
Am besten beginnst du mit 1 – 2 Runden und steigerst dies beim nächsten Mal um eine weitere Runde. Wenn du in deine Laufroutine regelmäßig eine 20-minütige Laufmeditation einbaust, ist dies ein großer Erfolg und du wirst die positiven Effekte – wie mehr Gelassenheit, Ruhe, Selbstsicherheit, niedrigerer Blutdruck, stärkeres Immunsystem etc. – im Alltag sicher bald merken.
Wo praktiziere ich die Laufmeditation?
Ganz klar, im Freien und am besten in der Natur. Falls dies nicht möglich ist, such dir eine Umgebung, die möglichst ruhig ist, und wo du kaum von Fahrzeugen oder Menschenmengen abgelenkt wirst. Besonders gut eignen sich Runden über 1 oder 2 Kilometer, zum Beispiel auf einem Feld oder im Wald. So musst du nicht über den Weg nachdenken und kannst dich durch die gleichbleibende Umgebung bestens auf dich, deinen Atem und das Laufen konzentrieren.
Wann ist die beste Zeit für eine Laufmeditation?
Für mich ist der optimale Zeitpunkt dann, wenn ich nach Ausreden suche, mich nicht bewegen zu müssen, wenn ich lieber faul auf der Couch liegen würde und auf nichts Lust habe. Genau dann sind destruktive Gedanken im Anmarsch, die ich eigentlich loswerden sollte – die Laufmeditation bietet die beste Gelegenheit dafür.
Wann für dich die beste Zeit ist, findest du am besten selbst heraus. Morgens, wenn die Stadt langsam aufwacht und die Vögel zwitschern. Das kann eine gute Zeit für klare Gedanken sein. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wirkt eine Laufmeditation oft Wunder und du kannst mit jedem Schritt den Stress merklich hinter dir lassen.
Wenn du es schaffst, dich während des Joggens auf dich selbst und das Laufen zu konzentrieren, dann machst du es wie ein Zen-Meister, der einfach joggt um zu joggen…
Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“ Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“ „Wieso? Das mache ich doch auch.“
Der Zen-Meister antwortet: „Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das ist der Unterschied.“
Viel Erfolg beim Ausprobieren.
Bis bald,
Vera
P.S.: Wenn dir mal nicht nach laufen ist, kannst du diese einfachen Entspannungsübungen für Zuhause versuchen.
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