So beeinflusst Kompressions-Kleidung deine Laufleistung

In jedem Fachhandel findest du mittlerweile unterschiedliche Shirts, Hosen, Jacken oder Strümpfe für dein Training. Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt, was hinter Begriffen wie Funktions- oder Kompressionskleidung steckt? Und ob sie dir dabei hilft, deine Leistung zu steigern? Laufexperte Sascha Wingenfeld verrät dir mehr.
Fürs Laufen braucht man relativ wenig Ausrüstung. Am Anfang reichen ein paar Laufschuhe, ein T-Shirt und eine Jogginghose. „Sollte man meinen”, sagt dazu Laufcoach Sascha Wingenfeld. Wer das ganze Jahr über regelmäßig läuft, weiß die Vorteile von Fitness- und Funktionsbekleidung zu schätzen. Bist du schon einmal mit einem Baumwollshirt gelaufen? Dann wirst du wissen, dass es sich bei Feuchtigkeit – durch Schweiß oder Regen – ansaugt wie ein Schwamm. Die nasse Kleidung klebt daraufhin am Körper und kühlt ihn aus. „Dann scheuern die Nähte unangenehm auf der Haut und die Muskulatur kann sich durch das Auskühlen auch verkrampfen”, gibt der Experte zu bedenken und betont: „Spezielle Funktionsbekleidung sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit des Körpers während der Bewegung permanent an die Außenschicht der Bekleidung transportiert wird, wo sie verdunsten kann.”
Mehr Leistung dank Funktionskleidung?
Dank der passenden Kleidung bleiben Körper und Muskulatur warm und somit auch leistungsfähig. Vor allem, wenn es draußen kalt ist, bewährt sich das Zwiebelprinzip. „Die Kleidungsschichten, die du übereinander trägst, leiten deinen Schweiß nach außen ab und ermöglichen dadurch ein langes Training im Freien, auch bei Nässe und kalten Temperaturen”, weiß Sascha. Aus diesem Grund setzen Läufer in den letzten Jahren verstärkt auf funktionelle Fitnesskleidung. Mittlerweile vertrauen auch viele auf sogenannte Kompressionsbekleidung. Durch den Druck der Stofffaser auf die Muskulatur versprechen die Hersteller bessere Leistung. Die Meinungen und Vorlieben zu diesen Produkten sind sehr verschieden. Was ist also dran an Kompressionskleidung?
Einsatz im medizinischen Bereich
Schon seit vielen Jahren werden Kompressionsstrümpfe im medizinischen Bereich zum Vorbeugen von Thrombosen eingesetzt. Der gezielte Druck von außen fördert den Blutfluss und im Speziellen den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Besonders profitieren davon Menschen, deren Bindegewebe schwach ist und jene mit Venenleiden. Was die sportliche Leistung betrifft, soll dieser Effekt auch bewirken, dass den Muskeln schneller Sauerstoff zur Verfügung steht. Das würde bei gleicher Anstrengung eine höhere Leistung bedeuten. Zu dieser Annahme gab es in den letzten Jahren viele unterschiedliche Untersuchungen und Tests. Viele davon bestätigen eine Leistungssteigerung von einem bis zu vier Prozent. Die Studien selbst sind allerdings sehr unterschiedlich abgelaufen, deshalb kann man daraus keine allgemein gültige Aussage ableiten. „Als sicher gilt jedoch, dass vor allem weniger gut trainierte Sportler durch die geringeren Vibrationen des Bindegewebes einen höheren Effekt durch mehr Körperspannung von Außen verspüren”, betont Sascha. Die Kompression gewährleistet eine bessere Wärmeentfaltung in den Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern. So wird Gelenkbeschwerden beim Sport vorgebeugt. „Zusätzlich hat sich bestätigt, dass Kompressionsbekleidung durch ihre stabilisierende Wirkung in jenen Sportarten Vorteile bringt, bei denen es um eine präzise Ausführung geht, wie zum Beispiel beim Golfen, Basketball oder Schießen”, sagt der Experte.
Maximaler Effekt im Ausdauersport
Man vermutet den größten leistungssteigernden Effekt im Ausdauersport bei lang andauernden Muskelbelastungen, wie zum Beispiel bei einem Marathon, Ultramarathon oder dem Iron Man. Warum? Aufgrund der erhöhten Muskeldurchblutung und der daraus resultierenden Schmerzlinderung. Studien zufolge ist es empfehlenswert, Kompressionskleidung zu tragen, um die Regeneration zu unterstützen. Weil das Blut leichter zirkuliert, sollen die Abfallprodukte, die durch die intensiven Stoffwechselvorgänge entstehen, schneller vom Körper verarbeitet werden können. Das würde gleichzeitig bedeuten, dass der Körper schneller wieder leistungsfähig wäre. Diejenigen, die diese Kleidung zur Regeneration trugen, fühlten sich einen Tag nach intensiven Belastungen weniger erschöpft und erzielten bei mehreren Maximal- und Schnellkrafttests bessere Ergebnisse als jene, die keine Kompressionskleidung anhatten.
Fazit: Kompressionskleidung ja oder nein?
Ein erhöhter Tragekomfort und die geringeren Vibrationen des Bindesgewebes können sich positiv auf die sportliche Leistung auswirken. So kann im Prinzip jeder von Kompressionskleidung profitieren. Denn, wer sich nach Belastungen schneller erholt, kann früher wieder trainieren und dadurch auch schneller Leistung aufbauen. „Nicht zu unterschätzen ist aber auch der psychologische Effekt. Der sich aber dennoch positiv auf die Leistung auswirken würde. Kompressionskleidung unterstützt also die Leistungsentwicklung, wenn auch nur in bestimmten Bereichen und in sehr individuellem Ausmaß. Schlussendlich ist und bleibt das wichtigste Kleidungsstück beim Laufen doch weiterhin der Laufschuh”, fasst Sascha Wingenfeld zusammen.
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